Meine (Leidens-)Geschichte

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MarkAir
Feuchtling
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Meine (Leidens-)Geschichte

Beitrag von MarkAir »

Hallo liebe Leidensgenossen,

mit knapp 40 Jahren kann ich nun behaupten, dass ich nahezu alles erlebt habe....das gilt natürlich nur bezogen auf meine Erfahrungen mit Hyperhidrose (vornehmlich an den Händen) und deshalb möchte ich diese mit Euch hier teilen: angefangen hat es wie bei so vielen in der Schule. Während der Aufgaben oder Klassenarbeiten schwitzten meine Hände so stark, dass es mir von den Handflächen tropfte. Ich kann mich erinnern, dass mir das anfangs gar nichts ausgemacht hatte, erst als mir im Sportunterricht meine Kameraden (ich war um die 12 Jahre alt) nur mit Widerwillen die Hand geben wollte, fing ich an mir Gedanken zu machen. Das Ganze wurde langsam schlimmer, als sich Situationen des 'Händeschüttelns' häuften. Ich steckte mitten in der Pubertät, und einer der Gründe warum ich nie einen Tanzkurs belegt habe ....ganz genau....ich konnte mir eben nicht vorstellen, dass ich einem Mädchen zumuten sollte, meine klatschnassen Pfoten ertragen zu müssen, deshalb liess ich es einfach bleiben. Während der Schulzeit liess sich das alles noch ganz gut ertragen, richtig schlimm wurde es dann in der Ausbildung. Ich kann mich erinnern, wie mich mein Berufschullehrer einmal runterlaufen liess, als er gesehen hat dass sich beim Bearbeiten eines Metallteils feuchte Schlieren darauf gebildet haben. 'Das rostet ja wenn Du es in der Hand hälst' hat er gesagt, hat mich natürlich super aufgebaut. Immer häufiger kam es zu peinlichen Situationen, richtig schlimm war es bei Arztbesuchen. Im Wartezimmer war ich schon dauernd damit beschäftigt, mir die Hände zu trocknen, weil ich jeden Moment damit rechnen musste, dass es nun zum gehassten Händeschütteln kam.
Als ich dann meinen Job antrat, steigerte sich natürlich alles. Die Situationen häuften sich, also habe ich mich zum ersten Mal mit meiner 'Krankheit' beschäftigt. Es gab mittlerweile das www und ich stiess auf die ersten Foren zum Thema Hyperhidrose. Dort laß ich dann auch über Iontophorese. Ich kontaktierte meine Krankenkasse, was sich heute so einfach anhört...es war mir natürlich total peinlich, aber mittlerweile war mein Leidensdruck so groß, dass ich es einfach ausprobieren wollte. Ich bekam dann auch tatsächlich ein Gerät bewilligt und setzte es auch fleissig ein. Das Ergebnis nach ca. einem halben Jahr war aber ernüchternd....ich schwitzte wie zu Beginn und gab es bis auf ein paar gelegentliche Anwendungen dann auch auf. Auf einer Seite fand ich einen Bericht über die ETS in Meran bei Dr Thafusser. Ich war mittlerweile Ende 20 und erwog für eine Zeitlang mich dort tatsächlich operieren zu lassen, hatte dann aber nicht den Mut dazu.

Über mehrere Jahre litt ich also weiter, versuchte sämtliche Situationen zu meiden, in denen es peinlich wurde ...schon beim Gedanken an ein Händeschütteln, begannen meine Hände feucht zu werden. Ich konnte beobachten wie sich ein Film bildetete, dann richtige Tropfen und es begann richtig nass zu werden. Liess sich dann ein Händedrücken nicht mehr vermeiden, beobachtete ich meinen Gegenüber genau und nicht selten kam es zu Situationen in denen er sich direkt nach dem Schütteln, die eigene HAnd an der Hose abgewischt hat ...wie peinlich. Ich fing damit an, mir für die verschiedensten Situationen Vermeidungsstrategien zurecht zu legen...ich fehlte an meinen Geburtstagen in der Firma...bei Kundenmeetings verliess ich kurz vor Ende den Raum um mir auf der Toilette die Hände zu waschen...in der Hoffnung dass ich genau rechtzeitig zur Verabschiedung wieder reinkam. Denn jede Minute liess den gewünschten Effekt der 'trockenen Hand' natürlich wieder verschwinden ...Es war einfach unerträglich und ich wollte meine Situation unbedingt ändern. Ich suchte also vor ca. 10 Jahren zum ersten Mal einen Hautarzt auf, der damals aber noch etwas überfordern war. Trotzdem beratete er mich über das Behandeln mit Botox und wir machten einen Termin. Heute glaube ich, ich war sein erster HH Patient, denn das Spritzen dauerte fast eine halbe Stunde....meine Handflächen betäubte er stellenweise mit Trockeneis, aber ich ließ es über mich ergehen ...Und tatsächlich, nach zwei Tagen war ich komplett trocken! Was ein Gefühl, ich konnte es nicht glauben! Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich Menschen die Hand geben ohne sie mir vorher 10 mal trocken zu reiben. Ohne einen geekelten Gesichtsausdruck meines Gegenübers sehen zu müssen, es war wunderbar. Allerdings lernte ich auch die Nebenwirkungen kennen. Meine Hände wurden von Tag zu Tag tauber und kraftloser, ein Gefühl wie bei einem Muskelkater. Es war so schlimm, dass ich es nicht mehr schaffte, einen Hemdknopf zuzumachen. Aber die Euphorie über meine trockenen Hände war größer und so kam ich mit der Situation ganz gut klar.
Leider merkte ich nach ca. 6 Monaten dass der Effekt nachließ. Zuerst kaum spürbar, nur an den Fingerspitzen. Dann wurde es immer deutlich und nach ca. einem Jahr stand ich wieder am Anfang. Die Behandlung kostete fast 1000,- €, meine Krankenversicherung zeigte sich aber kulant. Im Internet wurde ich dann auf eine Hautärztin in Tübingen bekannt, Spezialistin für HH und das Behandeln mit Botox. Wir machten einen Termin und zum ersten Mal lernte ich einen Arzt kennen, für den mein Problem nicht neu schien sondern sehr erfahren war. Sie hatte bereits mehrere Patienten zu einer ETS geraten und auch begleitet. Aber das wollte ich zunächst noch nicht, also ließ ich mich dort mehrere Male mit Botox spritzen. Das Ergebnis war nahezu immer gleich, für ca. 6 Monate total trocken, aber mit enormen Einschränkungen der Feinmotorik in den Fingern. Ich ging dazu über, mir noch die rechte Hand behandeln zu lassen, das machte es einfacher.
Aber irgendwann war auch das kein Zustand mehr und ich vereinbarte an der Uni-Klinik Tübingen einen Termin. Dort war ein Spezialist für ETS der mich dann über die OP aufklärte. Ich muss zugeben, ich war froh dass ich bei dem Gespräch nicht umkippte, so schlecht wurde mir....er hat mich ausführlich über die MEthode aufgeklärt, dass die Lungenfügel entleert werden, und in den meisten Fällen auch keine Komplikationen auftreten. Im schlimmsten Fall kann aber eine Blutung im Lungenbereich entstehen, die eine Not-OP erforderlich machen würde ....Er hat mir sofort einen Termin in den nächsten beiden Wochen angeboten, ich wollte es mir aber noch über das Wochenende überlegen. Ich unterhielt mich ausführlich mit meiner Frau, die mir abriet. Aber jeder Betroffene kennt das wahrscheinlich, wenn man selbst nicht an HH leidet, kann man das Leiden das der Betroffene dadurch hat nicht nachvollziehen. Also schob ich die Entscheidung etwas auf und irgendwann habe ich dann für mich beschlossen, es nicht machen zu lassen. Aus heutiger Sicht die 100% richtige Entscheidung, aber dazu komme ich noch...

Ich ging also noch mehrmals nach Reutlingen zur Behandlung mit Botox, in Summe war ich dort sicher 5-7 Mal. Behandlungskosten damit knapp 10.000,-€, nicht zu rechnen die damit verbundenen Autofahren, Wartezeiten und vor allem Einschränkungen nach der Behandlung. Aber für mich war das der einzige Ausweg um vor allem in meinem Job klarzukommen.

Es war dann vor zwei Jahren, als ich wieder einmal das internet durchstöberte. Ich hatte in der Zwischenzeit schon einiges an Mittel ausprobiert, aber bisher hatte nichts funktioniert. Da sah ich zum ersten Mal einen Artikel über Anihydral. Wieder so ein Wundermittel dachte ich mir, aber in dem Forum laß ich unzähliche Berichte über eine erfolgreiche Anwendung, also bestellte ich es mir in der Apotheke. Bei der ersten Anwendung spürte ich auch einen unterschied zu anderen Cremes, Sprays. Die Creme war dickflüssiger und irgendwie zäher. Es bildete sich ein dichter Film auf der Hand, und ich hoffte auf erste Ergebnisse. Nach der exakt dritten Anwendung spürte ich diese auch, und ich übetreibe nicht wenn ich sage, dass sich damit mein Leben verändert hat: auf meine Hand bildete sich eine ´ganz leicht rissige Schicht, einer Hornhaut ähnelt, die eine einzige Ursache hatte: TROCKENHEiT!!!!! Zu dem Zeitpunkt kannte ich das Gefühl einer trockenen Hand nicht, ich beneidete immer Menschen, die sich die Hände eincremten...das hatte ich zu dem Zeitpunkt nie nötig, sie waren eh immer nass! Aber von Tag zu Tag wurden meine Hände trockener. Kennt Ihr das Geräusch, wenn man trockene Hände aneinander reibt?? Ich kannte es nicht ....ich konnte es nicht glauben und noch war ich skeptisch. Meine letzte Botox Behandlung war ca. 8 Monate her und vielleicht kam der Effekt ja noch davon. Aber die Wirkung ließ nicht nach. Zwischendurch machte ich ein paar Tage Behandlungspause, der Effekt schwächte sich nach einer Woche ab, war aber nach einer einmaligen Anwendung wieder vorhanden. Lacht nicht, aber ich bestellte mir online 5 Tuben, nur um sicherzugehen, das die Creme auch noch verfügbar sein würde und nicht irgendjemand auf die Idee kam, Antihydral zu verbieten...Mittlerweile habe ich meine ganz eigene Theorie und frage mich warum mir nach 20 Jahren Leidensgeschichte kein einziger Arzt den Rat gab, Antihydral zu probieren?? Warum muss ich fast 10 Mal Botox in meine Hanbdflächen spritzen lassen ?? Warum rät mir ein Chefarzt zu einer OP in dem mir endoskopisch an meinen Lungenflügeln vorbei ein Nervenstrang durchtrennt wird und man damit das Schwitzen verhindert mit dem Risiko vielleicht ein Leben lang mit einem hängenden Augenlid (Horner Syndrom) rumzulaufen? Wir reden hier nicht über eine Knie OP sondern einem ernsthaften Eingriff?? Heute bin ich mehr als froh darüber es mir überlegt zu haben. Ich bin dankbar darüber, dass mir in der Klinik der Gedanke kam, dass ich doch eigentlich gar nicht krank bin, im Gegensatz zu den anderen Patienten die dort mit wirklich schwerwiegenderen Problemen im Wartezimmer warteten. Ich bin sicher der letzte der HH nicht als große psyichische Belastung ernst nimmt. Ich selbst habe jahrelang unter dieser Belastung gelitten. Ich kann nur jedem raten, versucht alles andere aus, bevor Ihr eine ETS plant. Für mich war eine Tube Antihdral die für unter 5,-€ in der Apotheke zu bekommen ist die Lösung. Ich vermute, dass AH nicht bei jedem so gut wirkt, kann aber nur jeden dazu animieren, es auszuprobieren.

Ich hoffe, Euch mit meiner Leidens-bzw. Erfolgsgeschichte ein kleines Stück motiviert zu haben und freue mich über Euer Feedback.
VG, Mark
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Re: Meine (Leidens-)Geschichte

Beitrag von Dedee »

Erst einmal herzlich willkommen :hello:
Zum Glück hast du die ETS nicht machen lassen und es ist wirklich schön zu hören, dass Antihydral mal wieder gewirkt hat! :thumb:
Liebe Grüße
Dedee

*****

Bitte haltet euch an die Forenregeln und nutzt die Suchfunktion.
Kommerzielle Links haben (außer im kommerziellen Bereich) übrigens keine Chance und werden gelöscht! :thumb:
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Re: Meine (Leidens-)Geschichte

Beitrag von blank »

Hallo!

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Ich hoffe einfach mal, dass auch ich einen Anteil daran hatte, dass du zu Antihydral gefunden hast. Ich sage es ja immer wieder, wer an der Hand schwitzt sollte immer erst AH probieren, bevor der sich Botox spritzen oder operieren lässt. Gut, dass du die OP nicht gemacht hast, auch ich habe damals schon mit Herrn Tarfusser telefoniert und war kurz davor die OP machen zu lassen, weil es mir ging wie dir, der Alltag hatte einfach zu viele Hürden. Die Sache ist auch, dass man heutzutage wirklich auf eigene Faust recherchieren sollte was eigene Wehwehchen angeht, es gibt mMn kaum noch Ärzte, denen man trauen kann und die einem wirklich helfen wollen. Mein Zahnarzt sagt mir zB nachdem ich bzgl einer Behandlung fragte, ich solle im Januar wieder kommen (nachdem er schon was gebohrt hatte und ich was anderes noch mit machen lassen wollte. Also sprich, er behandelte mich nicht, sondern dachte an seine ca. 30 Euro, die er für mich jedes Quartal bekommt. So denken aus meiner Erfahrung viele Ärzte und manche interessiert es einfach nicht. Die Angst, dass AH irgendwann nicht mehr produziert wird, habe ich übrigens auch. Kaufe mir aber trotzdem immer nur eine Tube.
Ja... also freut mich sehr, dass es bei dir gleich geklappt hat mit der Anwendung von AH.
Grüße,
blank

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