Ich kann einfach nicht mehr...

[Unbekannt]

Hallo,
ich bin 17 und leide unter extremster Hyperhidrose unter den Achseln. Ich habe es seit ich ca. 6 Jahren, habe es zuerst aber nicht als Hyperhidrose erkannt. Ich hab es damals ignoriert und alle Welt hat es gesehen und mich belächelt. Ich habe keine Freunde gefunden, die die ich hatte verloren. Sämtliche Lehrer haben mich daraufhin dumm angesprochen und es war einafch schrecklich. Ich habe angefangen, nur noch Jacken zu tragen, zuerst dünne Baumwolljacken, dann merkte ich jedoch, dass man trotzdem alles sieht. Ich habe noch viel viel dickere Baumwolljacken angezogen, trotzdem sah man wieder alles. Schließlich habe ich angefangen nur noch Fleecejacken zu tragen, bei denen man normalerweise nie etwas sieht. Ich habe viele Mittel ausprobiert, war beim Hautarzt, habe mir Deos mischen lassen in der Apotheke. Nichts hilft mir. Ich habe Perspirex genommen, ich war einen ganzen Tag komplett trocken. Der schönste Tag meines Lebens. Danach war es nie mehr so. Ich möchte einfach wieder normal sein können, mir schöne Oberteile kaufen, keine Jacke mehr tragen müssen, jeden Tag, Sommer wie Winter. Ich möchte in die Disco gehen, auf Parties, Freunde finden einfach normal sein. Ich kann so einfach nicht mehr leben. Es macht mich so kaputt, so krank. Ich bekam bereits vor Jahren Depressionen, dachte an Selbstmord, war bei einer Psychologin. Ich hatte noch nie eine feste Beziehung, wie sollte das auch funktionieren. Nichts hilft mir, Botox ist zu teuer und zu gefährlich, eine Heilpraktikerin habe ich mir gesucht, aber ich habe gelesen, dass das oft das Gegenteil bringt: schlimmeres Schwitzen, starker zusätzlicher Geruch, Antitranspirante helfen sowieso gar nicht, eine OP ist für mich nicht zu bezahlen. Meine Eltern belächeln mich, sagen dass ich "spinne", Verwandte halten mich für irre, durchgeknallt, alle setzen mich unter Druck. Ich habe niemanden der mich versteht, mit dem ich reden kann. Es macht mich so krank. Ich kann einfach nicht damit leben. Und ich weiß, dass diesen Beitrag das halbe Forum lesen wird, die meisten nicht antworten, einige sagen werden: "ja so ist das, damit muss man leben", andere werden sagen: "ich habe mein super wunder-wundermittel gefunden, das hilft 10000000%-ig helfen" usw. usw. Es wird mir nichts bringen, diesen Beitrag zu schreiben, aber ich muss es einfach tun. Es ist einfach schrecklich. Ein normales Leben ist nicht mehr möglich. Ich bin alleine, mit meiner verdammten HH. Ich weiß nicht was ich in Zukunft machen soll, wie ich das im Beruf regeln soll, Vorstellungsgespräche mit eleganter Kleidung... Ein Horror für mich. Schlimm. Ich hab mein Leben noch vor mir. Aber was für ein Leben? Ein einsames, nasses, armes Leben.

[KevinBonn]

Hi...

Also ich kann dein leiden sehr gut nach Empfinden, auch wenn ich einfach mal so unverschämt sein möchte und behaupte, dass es mich noch ein bisschen schlimmer getroffen hat, da ich an generalisierter HH leide. Allerdings habe ich in diesem Jahr einige Verbesserungen bzw. Fortschritte gemacht. Gerne biete ich mich als Kontaktperson an.

Viele Grüße

Christian aus dem Rheinland

[diamantmehl]

Hallo,

ich bin Mutter eines 15-j. jungen Mannes, der seit seiner Grundschulzeit an HH leidet. Ich habe das damit verbundene Leiden jahrelang nicht erkannt und gar nicht gewusst, dass es überhaupt HH gibt. Seit etwa 2 Jahren nehme ich es sehr ernst und unterstütze mein Kind.

Ich habe meinem Sohn - auf sein Drängen hin - eine Botox-Behandlung für die Achseln zu Beginn des Sommers spendiert. Trotz großer Spritzenabneigung hat er das über sich ergehen lassen und war glücklich, als die Achseln endlich wieder nur normal geschwitzt haben. Es gibt wohl auch Hautärzte, die sich darauf einlassen, die Behandlung mit der Krankenkasse abzurechnen. Vielleicht gelingt es Dir einen solchen Arzt zu finden.

Außerdem hat er 2 Laulas-T-Shirts bzw. Unterhemden (schwarz und weiß), die er gelegentlich beispielsweise unter einem schicken Hemd trägt. Vielleicht kannst Du Deine Eltern noch mal von Deinem Leidensdruck überzeugen und sie bitten, Dir zu helfen. Oder Du gehst es verstärkt noch mal alleine an. Hast Du einen guten Hautarzt, der sich mit HH auskennt? Man kann ja immer mal verschiedene Deos ausprobieren, auch welche aus dem Drogeriemarkt, und beim Hautarzt eine Iontophorese probeweise durchführen. Wenn es nämlich hilft, kann man sich über die Krankenkasse die Iontophorese-Gerätschaften für zuhause besorgen. Bei meinem Sohn hat das leider nichts gebracht, darum sind wir bei Botox angekommen.

Versuche bitte, Dich nicht von der HH zu sehr einschränken zu lassen. Ich habe natürlich gut reden, ich bin ja nicht direkt betroffen, nur als Angehörige. Aber Freundschaften, Kontakte sind ja so unglaublich wichtig. Versuche, Hoffnung zu schöpfen. Irgendwann wirst Du auch eine Freundin haben. Sei ruhig zuversichtlich. Dein Leiden hat Dich sensibel gemacht. Dein Charakter hat so auch andere Facetten zu bieten.

Wie sieht es denn bei Deinen beruflichen Neigungen aus? Was interessiert Dich und was willst Du mal machen? Schreib doch noch was von Dir.

Alles Gute auch noch für das neue Jahr!

LG diamantmehl

[magkekse]

Hallo Unbekannte,

Deine Zeilen stimmen mich wirklich traurig, wie ist es Dir inzwischen ergangen? Was hast Du unternommen?

Hier im Forum hast Du viele Leidensgenossen und sprichst sicherlich so manchem aus der Seele - alleine bist Du schon mal nicht!!

Das hilft Dir vielleicht im Moment und bei Deinem ganz persönlichen Problem nicht weiter, aber es gibt hier einige, die unter generalisierter HH leiden, also überall ständig und extrem schwitzen. Das als kleiner "Trost". Du meinst, dass es sowieso nichts bringen wird, hier zu schreiben... doch, das ist der erste Schritt zur Besserung! Du findest hier viele nützliche Tipps und sehr wertvolle Erfahrungswerte von Betroffenen.
Auch ich z.B. leider seit der Pubertät unter HH (Hände, Achseln, Füße) und weiss, dass einen das an den Rand der Verzweiflung bringen kann. Aber ich habe mir irgendwann gesagt, dass ich nunmal mit dieser Krankheit leben muss und dass ich mich davon nicht unterkriegen lasse. Und ich habe gemerkt, dass Angriff hierbei die beste Verteidigung ist: gehe offen mit dem Problem um. Es wird zwar immer mal wieder Menschen geben, die unsensibel oder verständnislos reagieren, aber die meisten zeigen Verstandnis, wenn man sie aufklärt. Es ist einfach so, dass die allermeisten noch nicht einmal wissen, dass diese Krankheit exisitiert.

Hinsichtich Deiner Eltern verstehe ich Dich allerdings sehr gut, dieses Verhalten ist für mich nicht nachvollziehbar. Da hilft nur eins: wende Dich zusätzlich an einen spezialisierten Hautarzt. Hier im Forum findest Du einige Adressen von auf HH spezialisierten Fachärzten. Sie werden Dir weiterhelfen! Oder frag' noch mal hier im Forum, ob es jemanden in Deinem Umkreis gibt, der zu empfehlen ist...

Da mich persönlich die HH an den Händen am meisten behindert, habe ich mich hier für die Botox-Behandlung entschieden (weil nichts anderes gewirkt hat). Der Erfolg soll bei den Achseln noch viel größer sein und weniger schmerzhaft. Ich verstehe Deine Bedenken hinsichtlich einer Botox-Behandlung, lass' Dich dahingehend aber auf jeden Fall fachmännisch beraten und lehne es nicht von vornherein ab. Ich kann hier nur für mich sprechen, aber das war die beste Entscheidung, die ich hinsichtlich meiner HH getroffen habe.

Würde mich freuen, bald wieder von Dir zu lesen... und solange: lass' Dich nicht unterkriegen